“Als ich 1973 das erste mal in meinem Leben in einem Weinberg stand, hatte ich von Tuten und Blasen keine Ahnung. Ich machte falsch, was man nur falsch machen konnte. Damals war ich noch mit der Jazz-Band Sweetsmoke unterwegs und im Herbst waren wir auf Frankreichtournee, d.h. zur Weinlese war ich nicht mal da und die wenigen Trauben verfaulten. Ich sah ein, dass es so nicht weiterging. Also las ich mich in Fachliteratur ein und startete 1974 mit meinem ersten Wein.“
“Wenige 100 Liter hatten wir bei unserer ersten Ernte gelesen. Mit Küchenmesser schnitten wir die Trauben ab, die wir mit Salatschüsseln und Töpfen in einen kleinen Holzbottich warfen“
“Da es noch kein Weingut im eigentlichen Sinne gab, lagerten wir die Holzfässer zum Teil in Eschenau und im Forsthaus Neuhaus, das damals mein Schwiegervater bewohnte. In Eimern hatten die Weine die Standorte gewechselt. Eine Pumpe hatte ich noch nicht... da kann man heute wirklich nur noch schmunzeln!“
“Die Türchen der größeren Holzfässer sind sehr klein. Nur mit einer speziellen Bewegung kommen schmalschultrige Menschen dort hinein, um die Holzfässer von innen zu reinigen. Meine Frau passte gerade so hinein.“
“Bis heute lesen wir immer noch mit der Butte! Einziger Unterschied: Die Butte wird heute mit einer kleinen Handgeführten Raupe hinausgefahren. Butte tragen ist ein Knochenjob, die rund 80kg schwere Butte entwickelt gerne mal eine Eigendynamik, da braucht man gute Bein- und Rumpfmuskulatur, besonders bei 60% Steigung. Mein Sohn meinte mal, er wäre nicht mit der Butte gegangen, sondern die Butte mit ihm.“
“Zur damaligen Zeit besaß ich ausschließlich Holzfässer. Ich arbeitete schon damals gerne mit Holzfässer! Mit dem Wachstum des Weinguts hat es finanziell jedoch nicht gereicht, um die Lagerkapazität in Holz anzuschaffen. Die folgenden Jahre wurden also in Kunsstoff und Edelstahl ausgebaut. Erst 2009 konnte ich meinen langen gehegten Wunsch wieder mit Holz zu arbeiten erfüllen - wir schafften unsere ersten zwei Holzfässer an - bestimmt nicht die letzten...“
“Unsere ersten kleinen Weinberge in Zell befinden sich nicht mehr in unserem Besitz, das ist auch gut so, denn es waren eh keine guten Lagen. Bis heute erklärt mich meine Frau für verrückt, wie ich auf die Idee käme von oben nach unten zu hacken - ganz ehrlich - ich weiß es auch nicht!?!?“
“1978 kauften wir in Fatschenbrunn das alte Schulhaus. Der vermeintlich große Keller entpuppte sich aber auch schnell als viel zu klein. Viele Kellerarbeiten wurden daher in Garage und Hof ausgeführt.
“Wir haben zwei uralte Traktoren im Einsatz, die uns als Transportfahrzeug dienen. An dem kleinen Eicher 1-Zylinder hänge ich sehr. Der unwesentlich größere Hanomag diente uns jahrelang auch in der Lesezeit als Zugmaschine für die tonnenschwere Fracht. Bis mal irgendwann die schweren Trauben den kleinen Hanomag weggeschoben haben, als ob da gar kein Bulldog dranhing. Seitdem leihen wir uns für die Weinlese eine große Allrad-Zugmaschine.“
“Wirklich lachen muss ich heute immer noch, wenn ich mich an unsere erste Abfüllung erinnere: Zuerst haben wir Flaschen gesammelt und diese in eine Wanne gelegt, um die Etiketten abzulösen. Das hatten wir sogar noch jahrelang so betrieben. Danach wurden die FLaschen mit der Spülbürste von innen gereinigt. Anschließend mit Trichter und Schöpfeimer befüllt, um dann den Korken mit dem Hammer (!) einzuschlagen - und das geht wirklich nicht einfach, denn ein Flaschenkorken ist deutlich breiter als der Flaschenhals. Ein Unding...
“Hydraulische Korbpressen gibt es auch heute noch zu kaufen und werden gerne im Hobbybereich verwendet. Das Prinzip ist einfach: per Hydraulik wird die Maische von oben gepresst, der Saft fließt durch die Spalten im (Holz)korb ab. Das Prinzip ist grundlegend nicht schlecht, nur furchtbar uneffektiv. Muss man größere Mengen verarbeiten, kommt man einfach nicht vom Fleck. Diese (schon damals) alte Presse hatte noch sehr lange ihren Dienst verrichtet, irgendwann kam sogar noch eine Zweite hinzu. Als die Zweite jedoch nur ärger machte und irgendwann zerbarst, schafften wir uns eine alte pneumatische Presse mit 2000 Liter Fassungsvermögen an. Und dieses Ungetüm quitierte erst vor wenigen Jahren ihren Dienst.“
“Weine herzustellen, wenn man nur einen kleinen Gewölbekeller hat, ist wirklich schwierig. Gekeltert und abgefüllt wurde in der kleinen Garage, die Flaschen wurden in einem alten Wohnhaus in Fatschenbrunn ca. 300m entfernt gelagert, filtriert und entsäuert wurde im Hof. Und genau das wurde mir 1990 zum Verhängnis: Zum entsäuern hatte ich damals den Wein in Wannen im Hof hochgepumpt. Vermutlich durch die Temperaturunterschiede war damals eine Wanne randvoll mit besten Rotwein geplatzt. Ich stand daneben und sah 1500 Liter Rotwein in den Garten laufen und konnte nichts tun, außer zu sagen “jetzt muss endlich ein richtiger Weinkeller her“ - der 1993 auch endlich gebaut wurde.“