Damit der Verbraucher einen Wein besser einschätzen kann, gibt es eine Qualitätsweinprüfung, die den Wein in verschiedene Kategorien wie Qualitätswein oder Prädikatswein einstuft.
Eine Einstufung in unterschiedliche Qualitäten und deren überprüfung ist etwas durchaus sehr Sinnvolles, da dies dem Kunden die Möglichkeit gibt, die Qualität des Weines besser einzuschätzen und zudem auch noch die Gewissheit verschafft, dass der Wein durch die überprüfung ein gewisses Mindestmaß an Qualität verspricht.
Weine, die dem „Schema F“ entsprechen, werden für gut befunden, Weine, die (auch positiv!) aus der Reihe tanzen, sind nicht gern gesehen. Eigentlich sollte man meinen, dass ein qualitätsorientiert und individuell an- und ausgebauter Wein besonders gefördert wird, leider ist es aber genau umgekehrt: Wer seinen Frankenwein durch Schönungsmittel nicht genauso schmecken lässt wie alle anderen Weine und zudem nicht mit Süßreserve seinen Wein noch ein wenig „abrundet“, hat in der Qualitätsweinprüfung so gut wie keine Chance. Genau das macht uns das Leben sehr schwer, da die Einstufung als Qualitätswein und besonders als Prädikatswein auch für uns ein ausschlaggebendes Verkaufsargument darstellt.
Unfair daran ist, dass viele Supermarktweine sehr preisgünstig als Spätlese verkauft werden können, da ein Kellermeister auch den Massenbilligwein mit relativ geringem Aufwand so „hinbiegen“ kann, dass der Wein von der Prüfung als sehr gut befunden wird.
Alle unsere Weine werden im Laufe des Ausbaus mehrmals durch ein unabhängiges Labor überprüft, auch sensorisch (d.h. geschmacklich). In der Qualitätsweinprüfung fallen dennoch oft Weine durch mit hanebüchenen Begründungen wie muffig, grasig, biologisch unrein, ja sogar bis hin “zu trocken“. Wenn derselbe Wein ein 2. Mal angestellt wird, kommt er durch, manchmal sogar mit guter Bewertung, oder er fällt wieder durch mit völlig anderen Begründungen. Der Phantasie der Prüfer scheint kaum Grenzen gesetzt zu sein.
Hierbei ist zu erwähnen, dass die Qualitätsweinprüfung übrigens mehrere 1000 EUR im Jahr verschlingt und jeder Neuantrag wegen Ablehnung auch wieder Geld kostet...
Nicht nur wir haben Probleme mit der Qualitätsweinprüfung, man liest oft in Medien von der Problematik des Systems.
Ein Spiegelartikel von 2005 berichtet von einem rheinhessischen Winzer, der die Weinprüfung mit Billigwein aus dem Ausland unter eigenem Label demonstrativ überlistet hat und die Prüfungskommission den Schwindel nicht aufgedeckt hat - viel schlimmer, den Wein als typisch für die Lage Rheinhessen bewertete. Michael Prinz zu Salm-Salm (Präsident Verband Prädikatsweingüter) hält es in dem Artikel “für vermessen, Geschmack und Qualität amtlich zu bestimmen. Insbesondere ungewöhnliche Weine mit Charakter hätten es manchmal schwer, von den Prüfungskommisionen akzeptiert zu werden. Gleichzeitig würden oft unterdurchschnittliche Weine durchgewinkt“. Ein Einspruch vor Gericht hat auch kaum eine Chance, so heißt es in dem Artikel “Das Gericht hat sinngemäß geurteilt, dass die Prüfungskommission immer recht hat“. Die unermessliche Macht der Weinlobby haben auch wir vom Weingut Scholtens schon vor Gericht zu spüren bekommen.
Noch deutlicher wird die Absurdität der Weinprüfungen in dem Spiegelartikel von 2009. Der kalifornische Forscher Robert Hodgson testete die Weintester mit vernichtendem Ergebnis. Nicht nur, dass kaum einer bemerkte, dass der gleiche Wein mehrmals verkostet wurde, auch wurde der gleiche Wein manchmal als goldverdächtig eingestuft, später als minderwertig zurückgewiesen. Nicht mal einen Schwindel mit rot gefärbtem Weißwein deckten die Experten auf.